zeit.de vom 29.05.2016
Vorsorgliche Belagerung: Warum sich rechte Parteien so leidenschaftlich für die nationale Kultur interessieren.
Die Kunst des Opfers: Arnold Böcklins „Heiliger Hain“ (1882) © Arnold Böcklin/Wikimedia Commons
Von Thomas Assheuer
Marc Jongen dazu: „Das Dritte Reich“ – gemeint ist das gleichnamige Buch von Möller van den Bruck aus dem Jahr 1923 – rückt Thomas Assheuer in diesem schon etwas älteren ZEIT-Artikel in die Nähe der Kulturpolitik der AfD. Die Intention ist – einmal mehr – klar: Diskreditierung unserer politischen Positionen durch Zücken der Nazikeule – auch wenn sie diesmal nur halb aus dem Sack lugt. Dämonisierung statt Diskurs ist das Motto solcher Kommentare. Wenn Herr Assheuer der AfD Gegnerschaft zur liberalen Demokratie vorwirft und meint, wir hätten die Absicht, die Trennung von Staat und Kultur aufzuheben, so ist das angesichts der Verhältnisse in diesem Land der blanke Hohn. Über vielfache Abhängigkeitsverhältnisse hängt das Kulturleben am Tropf der Politik, sodass sich dieselbe homogene (ich vermeide das hässliche Wort „gleichgeschaltete“) Gesinnung in Parlamenten wie auf Theaterbühnen wiederfindet. Die „Freiheit der Kunst“ endet hierzulande sehr rasch dort, wo jemand aus dem politisch korrekten Konsens tatsächlich – und nicht bloß in längst zum Mainstream gehörender linker Revoluzzerattitüde – auszuscheren versucht. Eine „Staatskunst“, hoch subventioniert und stark moralisierend, gibt es längst. Die AfD will demgegenüber für mehr Unabhängigkeit des Kulturlebens von die Politik sorgen. Wenn das eine „konservative Revolution“ ist, bitte. Es ist aber nichts weniger als illiberal. (Allein wegen des Böcklin-Bildes hat der Artikel trotz Verspätung noch einen Post verdient.)