schweizermonat.ch: «Der Schutz der Freiheit»

schweizermonat.ch vom 01.03.2019

„Wer die Praxis der Meinungsfreiheit philosophisch ausleuchten will, muss die Komfortzone verlassen. Tut man das, indem man (auch) rechtskonservative Gastredner in ein universitäres Seminar zum Thema einlädt, kriegt man in Deutschland keinen Applaus, sondern Morddrohungen.“

Von Dieter Schönecker

Marc Jongen dazu: Prof. Dieter Schönecker, der mich und Thilo Sarrazin gegen viele Widerstände in sein Seminar über Meinungsfreiheit an die Uni Siegen eingeladen hatte, gibt hier – nicht zufällig im Schweizer Monat – einen Rückblick auf die Ereignisse und kommentiert sie aus seiner philosophischen Sicht. Er kommt zu dem Fazit:
„Wer systematisch versucht, die Wissenschaftsfreiheit eines Kollegen einzuschränken, indem man etwa den Rektor dazu auffordert, Jongen und Sarrazin auszuladen, der verdient es, «Feind der Freiheit» genannt zu werden – selbst dann, wenn die von ihm monierten Denker ebenfalls «Feinde der Freiheit» sind. Die Freunde der Freiheit müssen sich wehren. Denn wer sich zum Wurm macht, bemerkt Kant sehr treffend, kann nachher nicht klagen, dass er mit Füssen getreten wird.“
Prof. Schönecker hat sich nicht zum Wurm machen lassen und dafür gebührt ihm in diesen Zeiten hoher Respekt. Hinzuzufügen ist nur noch: Weder Thilo Sarrazin noch ich sind selbstverständlich „Feinde der Freiheit“, wir kämpfen vielmehr für selbige – wie Dieter Schönecker natürlich auch weiß.

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schweizermonat.ch: «Online-Spezial: Über Zustände, die wiederherzustellen sind. Ein Disput zum Thema Konservatismus und Liberalismus.»

schweizermonat.ch vom 06.09.2016

„Vorrede: Im März dieses Jahres kam unser langjähriger und sehr geschätzter Autor Jörg Scheller mit einer Idee auf mich zu. Aus seiner Zeit an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, so Scheller, kenne er den Philosophen Marc Jongen persönlich und wolle mit ihm öffentlich diskutieren, nachdem er Jongens Positionen in einem Essay für DIE ZEIT im Januar dieses Jahres kritisiert und Jongen sich per Online-Statement revanchiert hatte. Jongen, ehemals Assistent von Ex-HfG-Rektor Peter Sloterdijk, hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich – vom bis anhin völlig unbekannten Hochschullehrer zum «AfD-Hausphilosophen» (taz), der seiner konservativen Protestpartei ein intellektuelles Fundament geben will. Jongen nennt das «Avantgarde-Konservatismus» und zieht mit seinen Einlassungen durch die Feuilletons und Kultursendungen. Scheller wolle versuchen, sagte er, seinem ehemaligen Kollegen nicht nur mit «diskursiven Langstreckenwaffen» zu begegnen, sondern eine Diskussion auf Augenhöhe zu führen – den Konservativen mit liberalen Argumenten aus der Reserve locken. Diese Idee fand ich nicht nur anregend, ich hielt Scheller auch an, einen intellektuellen Austausch zu führen, der sich über mehrere Wochen erstrecken sollte – und so ganz bewusst Raum gebe für eine Debatte jenseits populistischen Politgeplänkels.“

Von Jörg Scheller, Marc Jongen

Marc Jongen dazu: VERSUCH EINES DIALOGS zum Thema KONSERVATISMUS UND LIBERALISMUS mit Jörg Scheller, einem ehemaligen akademischen Kollegen, der vor Monaten in der ZEIT einen stark polemischen Artikel über mich verfasst hatte. Dennoch suchte er das Gespräch, was man honorieren muss und das ich ihm also nicht verweigern wollte. Das Ergebnis – als Dialog eher das Dokument eines Scheiterns, als Symptom aber vielleicht umso informativer – ist jetzt im SCHWEIZER MONAT nachzulesen. (Erneut entwickelt sich die Schweiz zum Exil dissidenter deutscher Meinungen und Intellektueller, nachdem die Medien in Deutschland zunehmend gleichgeschaltet werden – oder sich besser gesagt selbst gleichschalten.)
Ins gedruckte Heft hat es der Text auch hier nicht geschafft, da er offenbar den Erwartungen der Redaktion eines „Clash zwischen dem Konservativen und dem Liberalen“ zuwider lief. In die Ecke des gegen „zu viele Freiheiten“ polternden Konservativen wollte ich mich aber nicht schieben lassen, sondern im Gegenteil deutlich machen, dass es nicht mehr weit her ist mit der Liberalität der heutigen „Linksliberalen“. Diese sind eifrig dabei, bereits errungene Freiheiten (der Rede wie des Lebens) wieder abzuschaffen, indem sie sie in Zwangsverordnungen transformieren. Weshalb genuiner Konservatismus sich heute in der paradoxen Lage sieht, auch klassische liberale Werte verteidigen zu müssen. Ganz richtig schreibt daher der Chefredakteur im Vorspann:
„Das hier publizierte Dokument ist Ausdruck eines Phänomens, das gegenwärtig die politische Landkarte Europas spaltet. Es geht nicht mehr nur um liberal und konservativ, links und rechts. Es geht darum, sich darüber zu verständigen, was darunter überhaupt zu verstehen ist. Solange dies nicht ausgemacht ist, kreisen die Debatten früher oder später auf zunehmend aggressive, destruktive Weise um das diffuse Begriffspaar «die» und «uns». Unter dieser bewussten oder unbewussten – sicherlich aber fahrlässigen – Diskursverknappung leiden nicht nur politische Debatten in den Parlamenten, sondern auch die öffentlichen Diskussionen – gedruckt oder am Gartenhag. Der vorliegende Dialog zeigt somit zuvorderst, wie schwer die Bemühungen um Verständigung sind. Und wie dringlich es ist, dass sie fortgesetzt werden.“

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